In den ersten Abschnitten der Biogenese (=Entstehung des Lebens) hatten wir Energieprobleme: Einerseits fehlte Energie für die Bildung von Makromolekülen, andererseits konkurrierten die RNA-Moleküle um energiereiche Baustoffe. Beide Krisen haben wir gelöst, aber nun steht uns eine neuerliche Krise ins Haus, die ungleich gewichtiger für die Entstehung des Lebens ist: die erste Informationskrise. Lösung: Erster SchrittEs kristallisiert sich also heraus, dass die Fehlerrate weit gesenkt werden musste. Die präbiotischen Systeme mussten sich eine eigene Reproduktionsmaschinerie, also Enzyme (RNA-Polymerasen), verschaffen, die die Reproduktion wesentlich genauer und schneller bewerkstelligten. Dazu mussten sie einen Mechanismus erfinden, der ihre Gene in Proteine übersetzen konnte. Die RNA könnte durch solche Enzyme ihre Genlänge auf einige Tausend Nucleotide ausdehnen. In vielen einzelsträngigen RNA-Viren (Retroviren) findet man heute noch RNA, die lediglich diese Länge besitzt, es zeigt sich, dass diese Barriere auch heute noch besteht. Lösung: Zweiter SchrittEin weiterer Schritt zur Verlängerung der Genketten, also der Informationsfülle wäre, den Tochterstrang, der Fehler enthalten könnte, mit der Elternmatrize, die als fehlerfrei gilt, in Verbindung zu halten. Da der Tochterstrang zum Elternstrang komplementär ist, müssten also alle Basen des Tochterstranges mit dem des Elternstranges gepaart sein. Ist dies nicht der Fall - und hier ergibt sich die Möglichkeit einer Fehlerkorrektur - ist die entsprechende Base im Tochterstrang falsch. Enzyme könnten dann punktual die richtige, d.h. zum Elternstrang komplementäre Base einbauen und die Gefahr einer Mutation ist sehr stark verringert. Durch die Analyse "Base ungepaart" lässt sich also ein Fehler finden und beheben, dies kann sogar nach der eigentlichen Replikation durch ein völlig anderes Enzym (DNA-Polymerase) geschehen. Dieser Mechanismus hat sich irgendwann einmal gebildet und sich bis heute erhalten: Die genetische Form wird in DNA, einen doppelsträngigen Molekül, gespeichert und zur Proteinbiosynthese in RNA transkribiert, d.h. in ein RNA-Molekül umgeschrieben. Diese Zweiteilung Speicherung/Verarbeitung hat sich bis heute erhalten. Außerdem stützt dieser Umstand die Annahme, dass der Genexpressionsmechanismus auf RNA-Basis entstanden und diese demnach älter ist. Ein neues Problem - eine neue LösungDurch die Einführung der RNA-Polymerasen und der sehr viel später auftretenden DNA-Polymerasen wurde die Kopiergenauigkeit der Gene dermaßen erhöht, dass die Variabilität, eine Grundfeste der Evolution, nahezu verloren ging. Wir haben also wieder das Problem, dass sich Leben auf dieser Stufe wieder nicht weiterentwickeln konnte, weil es zu starr war. Die Natur löste das Problem, indem sie den uns heute als zweiten Weg einer Zellteilung bekannten Vorgang erschuf, die Meiose. Hier werden die Gene nicht identisch repliziert, sondern aus zwei Elterngenpools wird durch Kombination (intra- und interchromosomal) ein neuer, fast zufälliger Kindgenpool erzeugt. Dieser sicherte nicht nur die Variabilität, sondern brachte einen weiteren Vorteil mit: die Elternbausteine konnten nach einer Art Baukastenprinzip zusammengebaut werden und brachten wahrscheinlich eine schnellere und gerichtetere Evolution auf den Weg. Bei allen Wirbeltieren, aber auch vielen Wirbellosen wird die Meiose zur Erzeugung von Nachkommen benutzt. Voraussetzungen für die LösungIch will hier die Entstehung der ersten Enzym- und Translationsmaschinerie, die aus der ersten Informationskrise herausführte, beschreiben. Es bestand der Anspruch auf ein System, dass die genauestmögliche Replikation von RNA übernahm und sich im Zuge dessen selbst optimieren konnte. Desweiteren musste es stabil und möglichst kompakt sein, d.h. möglichst von einer Quasi-Spezies getragen werden. Zurück | Vorwärts |